20 Jahre Internationale Adolph-Henselt-Gesellschaft

23. – 25. September 2022

Im Jahr 2022 kann die Internationale Adolph-Henselt-Gesellschaft auf ihr 20-jähriges Bestehen zurückblicken. Während aller dieser Jahre war es ihr vergönnt, ihre Aktivitäten in engster Kooperation und mit nicht unerheblicher Unterstützung der Stadt Schwabach zu entfalten. Aufgrund dieser glücklichen Konstellation ist sie mittlerweile ein fester Bestandteil des kulturellen Lebens Schwabachs geworden.

            Aus Anlass des diesjährigen Jubiläums wird die Tradition der Schwabacher Henselt-Festivals fortgesetzt – größere Veranstaltungskomplexe, die in bewährter Zusammenarbeit von Gesellschaft und Stadt Konzerte mit wissenschaftlichen Vorträgen verbinden und so das Wissen um Adolph von Henselt und seine Zeit „hörbar“ machen wollen. Dabei wird versucht, den üblichen Kanon des Konzertrepertoires um einige bislang „ungehörte Raritäten“ zu erweitern.

            In diesem Jahr bildet dabei das im Konzertleben weitgehend vernachlässigte Genre des Arrangements bzw. der Bearbeitung einen deutlichen Schwerpunkt, u.a. in der auf dem Konzertpodium eher seltenen Darbietungsform des Duos an zwei Klavieren.

Konzerte

Freitag, 23.09.2022, 20.00 Uhr

Bürgerhaus (nicht wie ursprünglich angezeigt im Markgrafensaal!)

Kommentiertes Klavier-Recital

KOLJA LESSING

Adolph von Henselt – Eine musikalische Biographie

Carl Czerny (1791 – 1857)

10 Präludien aus „Die Kunst des Präludierens“ op. 300 (1833) und „Systematische Anleitung zum Fantasieren“ op. 200 (1829)

Adolph von Henselt (1814 – 1889)

12 Präludien aus „24 Präludien in allen Dur- und Moll-Tonarten“

Johann Nepomuk Hummel (1778 – 1837)

Rondo Es-Dur op. 11 (ca. 1804)

Frédéric Chopin (1810 – 1849)

Mazurka C-Dur op. 33, Nr. 3, bearbeitet von Adolph von Henselt

Adolph von Henselt

Duo op. 14 h-Moll für Horn und Klavier, Transkription für Klavier unter dem Titel „Morceau de salon“ von Carl Czerny (1842)

~ Pause ~

Robert Schumann (1810 – 1856)

Andantino de Clara Wieck. Thema und Variationen, aus der Sonate f-Moll op. 14 (1836)

Adolph von Henselt

Toccatina c-moll op. 25 (1851)

Alexander Skrjabin (1872 – 1915)

Prélude H-Dur op. 16, Nr. 1 (1894/95)

Prélude G-Dur op. 13, Nr. 3 (1895)

Etüde dis-Moll op. 8, Nr. 12 (1894)

KOLJA LESSING, einer der vielseitigsten Musiker unserer Zeit, hat als Pianist und Violinist durch seine Verbindung von interpretatorischer und wissenschaftlicher Arbeit dem internationalen Musikleben prägende Impulse verliehen. Durch seinen Einsatz wurden z.B. Georg Philipp Telemanns Violinfantasien und Johann Paul Westhoffs Violinsuiten ebenso für den Konzertsaal wiederentdeckt wie auch viele bedeutende Klavierwerke des 20. Jahrhunderts, u.a. von Berthold Goldschmidt, Philipp Jarnach, Ignace Strasfogel und Wladimir Vogel. International ausgezeichnete CD-Produktionen dokumentieren diese stilistisch differenzierte Auseinandersetzung mit Repertoire vom Barock bis zur Moderne,

das Standardwerke wie Raritäten gleichermaßen umfasst. In Anerkennung seines Engagements für verfemte Komponisten erhielt er 1999 den Johann-Wenzel-Stamitz-Sonderpreis, 2008 wurde er mit dem Deutschen Kritikerpreis für Musik ausgezeichnet.

Zahlreiche Uraufführungen, die Komponisten wie Haim Alexander, Tzvi Avni, Abel Ehrlich, Jacqueline Fontyn, Berthold Goldschmidt, Ursula Mamlok und Dimitri Terzakis eigens für ihn schrieben, spiegeln sein internationales Renommee ebenso wie regelmäßige Einladungen zu Meisterkursen in Europa und Nordamerika. Nach Professuren an den Musikhochschulen Würzburg und Leipzig wirkt er seit dem Jahre 2000 in gleicher Funktion an der Musikhochschule Stuttgart.

Samstag, 24.09.2022, 20.00 Uhr, Bürgerhaus

Klavier-Recital

AACHENER KLAVIERDUO

(Alina und Dimitri Wesselowski)

Originales und Originelles für zwei

Franz Schubert (1797 – 1828)

Fantasie f-Moll op.103 (D 940) für Klavier zu vier Händen

Johann Nepomuk Hummel (1778 – 1837)

Klavierquintett es-Moll op. 87, für zwei Klaviere arrangiert von Adolph von Henselt

1. Allegro risoluto assai

2. Menuetto. Allegro con fuoco

3. Largo

4. Finale. Allegro agitato

~ Pause ~

Ludwig van Beethoven (1770 – 1827)

Adagio und Allegretto aus der Sonate cis-Moll op. 27, Nr. 2, für zwei Klaviere arrangiert von Adolph von Henselt

Sonate Pathétique c-Moll op. 13, für zwei Klaviere arrangiert von Adolph von Henselt

1. Grave

2. Adagio cantabile

3. Rondo. Allegro

Frédéric Chopin (1810 – 1849)

Rondo C-Dur op. 73 für zwei Klaviere

Alina und Dimitri Wesselowski, beide ukrainischer Herkunft, fanden sich im Jahr 2007 zum AACHENER KLAVIERDUO zusammen. Alina Wesselowski wurde in Donezk geboren. Sie studierte an der Nationalen P.-I.-Tschaikowsky-Musikakademie der Ukraine, später an der Hochschule für Musik Köln bei Prof. Ilja Scheps und an der Hochschule für Musik Münster bei Prof. Manja Lippert. Als Solopianistin kann sie viele Erfolge verzeichnen, darunter Preise im 2. Internationalen Anatoly-Zatin-Wettbewerb, im 5. Internationalen Wettbewerb Vladimir Horowitz, im Internationalen Seiler-Wettbewerb und im Internationalen Wettbewerb Vladimir Viardo. Dimitri Wesselowski studierte Klavier an der Musikhochschule in Odessa bei Prof. Anatoli Kardaschov und war später als Dozent und Korrepetitor tätig. Danach setzte er sein Studium an der Hochschule für Musik Köln bei Prof. Michael Rische fort. Als Solist und Kammermusiker geht Dimitri Wesselowski weltweit einer regen Konzerttätigkeit nach. Er ist mehrfacher Preisträger von nationalen und internationalen Klavierwettbewerben. Im Fach Klavierduo waren Alina und Dimitri Wesselowski Meisterschüler von Prof. Hans-Peter Stenzl und Prof. Volker Stenzl an der Hochschule für Musik und Theater Rostock. Im Jahre 2011 erhielt das AACHENER KLAVIERDUO den Spezialpreis des Chopin-Instituts Warschau. Seit 2012 sind Alina und Dimitri Wesselowski als Gastdozenten an der Nationalen Musikakademie der Ukraine in Odessa tätig.

Sonntag, 25.09.2022, 11.30 Uhr, Bürgerhaus

Klavier-Matinee

SINAE SUNG

Im Gleichklang der Seelen: Weber, Chopin, Henselt

Frédéric Chopin (1810 – 1849)

Variations brillantes sur le rondeau favori „Je vends des scapulaires“ de Ludovic de Hérold et Halevy B-Dur op.12

Introduction. Allegro maestoso

Thème. Allegro moderato

Variation 1

Variation 2. Scherzo

Variation 3. Lento

Variation 4. Scherzo vivace

Sonate Nr. 2 b-Moll op. 35

1. Grave – Doppio movimento

2. Scherzo – Più lento – Tempo I

3. Marche funèbre: Lento

4. Finale: Presto

~ Pause ~

Adolph von Henselt (1814 – 1889)

Tableau Musical. Fantaisie sur un Air Bohémien-Russe suivie d’une mélodie champêtre originale As-Dur op. 16

Carl Maria von Weber (1786 – 1826)

Aufforderung zum Tanz Des-Dur op.65, bearbeitet von Adolph von Henselt

Polacca brillante E-Dur op.72, bearbeitet von Adolph von Henselt

Konzertstück f-Moll op.79, für Klavier solo arrangiert von Adolph von Henselt

Die junge südkoreanische Pianistin SINAE SUNG begann ihre musikalischen Studien im Alter von fünf Jahren. Gefördert durch die Samsung-Dream-Scholarship-Stiftung setzte sie ihre Ausbildung bei Haeran Kim und HwaYoung Yi fort. Ihr erstes öffentliches Solo-Konzert gab sie mit sechzehn Jahren in der Paju City Hall. An der Gachon University studierte sie bei Hyoung-shil Hahn, danach am Royal Conservatoire of Scotland in Glasgow, wo sie ihr Masterdiplom und Konzertexamen ablegte. Außerdem erhielt sie künstlerische Impulse in den Meisterklassen von Choong-Mo Kang und Christian Ihle Hadland. SINAE SUNG kann bereits auf eine vielseitige Konzerttätigkeit zurückblicken, u.a. in Paju, Seong-nam, Aberdeen, Glasgow und London. Im Rahmen ihrer Studien zur Graduierung als Doctor of Performance, die sie zurzeit unter der Betreuung von Sinae Lee, Roy Howat und Daniel Grimwood am Royal Conservatoire of Scotland betreibt, beschäftigt sie sich intensiv mit dem Werk Adolph von Henselts und bringt u.a. die fast gänzlich unbekannten Arrangements und Bearbeitungen, die Henselt von Werken anderer Komponisten schuf, zur Aufführung.

Vorträge

Freitag, 23.09.2022, 17:30 Uhr, Bürgerhaus

(in englischer Sprache)

Prof. Dr. Olga Skorbyashchenskaya:

Adolf von Henselt – European musician with the Petersburg’s fate

Die Vortragende stellt ihre umfangreiche Henselt betreffende Studie vor, die kürzlich in russischer Sprache in Sankt Petersburg veröffentlicht wurde. Das Werk wurde mit Unterstützung der Stadt Schwabach publiziert.

OLGA SKORBYASHCHENSKAYA, Pianistin und Musikwissenschaftlerin, lehrt am Rimsky-Korsakov-Konservatorium in Sankt Petersburg. Sie beschäftigt sich u.a. mit Fragen der Aufführungspraxis und Interpretation von Klaviermusik und widmet sich bislang weniger beachteten Aspekten der russischen Musikgeschichte. Sie ist Mitglied der Henselt-Gesellschaft Schwabach.

Freitag, 23.09.2022, 18.15 Uhr, Bürgerhaus

apl. Prof. Dr. Kadja Grönke

Tschaikowskys Klavierstück „Passé lointain“ op. 72, Nr. 17 (1893) – eine Reminiszenz an Adolph von Henselt?

In der Sammlung der 18 Klavierstücke op. 72, die Tschaikowsky in seinem Todesjahr vollendete, ist an die Hommage-Stücke für Robert Schumann (Nr. 9: Un poco di Schumann), Frédéric Chopin (Nr. 15: Un poco di Chopin) und Tschaikowsky selbst (Nr. 16: Valse à cinq temps) eine Miniatur mit dem Titel Passé lointain (Nr. 17) angefügt. Gefragt wird nach kompositorischen Aspekten, die diese „Ferne Vergangenheit“ möglicherweise zu einer Hommage an Adolph von Henselt machen, und, ob – ausgehend von der Positionierung des Stücks innerhalb der Sammlung – sich das gesamte Opus 72 als eine Verbindung von Miniaturen zum Thema „Musik und Vergangenheit“ deuten lässt.

KADJA GRÖNKE lehrt an der Universität Oldenburg und ist als freie Musikwissenschaftlerin, Musik- und Musikwissenschaftsvermittlerin tätig. Ihre Arbeitsschwerpunkte liegen in den Bereichen historische Musikwissenschaft, Kulturgeschichte, Kompositionsgeschichte, Musikreflexion und Gender-Forschung.

Konstante Lehr-, Publikations- und Forschungstätigkeit übt sie u.a. für Universitäten und wissenschaftliche Institute in Kiel, Oldenburg, Hildesheim, Marburg, Kassel, Leipzig und Bremen aus. Sie ist Gründungs- und Vorstandsmitglied der Tschaikowsky-Gesellschaft e.V. (Berlin) und Organisatorin der Oldenburger „Dialogkonzerte“.

Bei ihrem Vortrag wird sie durch den Präsidenten der Tschaikowsky-Gesellschaft und Mitglied des Beirats der Internationalen Adolph-Henselt-Gesellschaft Schwabach, PAUL MERTENS, pianistisch unterstützt.

Samstag, 24.09.2022, 17.00 Uhr, Bürgerhaus

Prof. Dr. Dr. Hans Huchzermeyer

„Wolltest Herrliches gewinnen, aber es gelang dir nicht.“ Adolph von Henselt – eine pathographische Studie

Adolph von Henselt war in der Musikwelt seiner Zeit als ein von Neurosen und anderen – mehr oder weniger eingebildeten – gesundheitlichen Problemen geplagter Künstler bekannt und berüchtigt. Hans Huchzermeyer geht den Leiden des Künstlers mittels Untersuchung und Deutung historischer Quellen auf den Grund.

HANS HUCHZERMEYER ist Mediziner und Musikwissenschaftler. Er war apl. Professor für Innere Medizin und von 1983 bis 2004 Ltd. Chefarzt am Klinikum in Minden. Als Musikwissenschaftler forschte er u.a. zur Geschichte der Kirchenmusik Ostpreußens von 1800 bis 1945, Musik- und Kulturgeschichte Berlins und Pommerns im 19. Jahrhundert, Elimination der evangelischen Kirchenmusiker jüdischer Herkunft aus ihrem Amt während der NS-Diktatur und lokalen Musik- und Kulturgeschichte der westfälisch-niedersächsischen Region. Er ist Mitglied des wissenschaftlichen Beirats der Internationalen Adolph-Henselt-Gesellschaft Schwabach.

Samstag, 24.09.2022, 17.45 Uhr, Bürgerhaus

Prof. Dr. Wojciech Kunicki

Henselt in Warmbrunn/Cieplice Śląskie-Zdrój. Erkundungen vor Ort

Wenn Henselt sich im damaligen Deutschland aufhielt, verbrachte er in seinen späteren Jahren viel Zeit in dem schlesischen Kurort Warmbrunn (heute: Cieplice Śląskie-Zdrój). Dort besaß er ein Haus, dort ist er auch verstorben. Allerdings ist bislang nur wenig über sein Leben und Wirken in Warmbrunn bekannt. Wojciech Kunicki hat sich auf die Spurensuche gemacht.

WOJCIECH KUNICKI lehrt als Professor für neuere deutsche Literatur am Germanistischen Institut der Universität Wrocław. Bekannt ist er u.a. durch seine Forschungen zur Wissenschafts- und Kulturgeschichte Schlesiens und als Übersetzer von Werken Thomas Manns, Ernst Jüngers und Johann Wolfgang von Goethes ins Polnische. Er war Gründungsmitglied der Internationalen Adolph-Henselt-Gesellschaft Schwabach und ist einer ihrer wissenschaftlichen Beiräte.

Sonntag, 25.09.2022, 10.30 Uhr, Bürgerhaus

Dr. habil. Martin Thrun

Adolph von Henselts „bloße Fingereien“? – Instrumentalsoli im Programm bürgerlicher Konzertinstitute

Ausgehend von der Untersuchung der Präsenz Henselts bzw. Henseltscher Werke im Konzertleben des 19. Jahrhunderts widmet sich dieser Vortrag kritisch und relativierend dem Phänomen des Virtuosentums und seiner sozialen Bedingungen.

MARTIN THRUN war als Musikwissenschaftler freiberuflich und an universitären sowie außeruniversitären Einrichtungen tätig, u.a. in Köln, Freiburg i.Br., Chemnitz, Frankfurt a.M. und Leipzig. U.a. publizierte er: Neue Musik im deutschen Musikleben bis 1933 (1995); Deutschsprachige Bibliographie der Neuen Musik 1910–1990 (2001); Eigensinn und soziales Verhängnis. Erfahrung und Kultur „anderer Musik“ im 20. Jahrhundert (2009); Erfreuen ohne zu stören: Populäre Garten- und Saalkonzerte (2014); Führung und Verwaltung. Heinz Drewes als Leiter der Musikabteilung des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda (2015); Konzertstadt Leipzig als kulturelle Autorität – Leitbild und unnachahmliches Muster inmitten des 19. Jahrhunderts (2019). Er ist Mitglied des wissenschaftlichen Beirats der Internationalen Adolph-Henselt-Gesellschaft Schwabach.